Lese – Kultur

Apr 21st, 2006 | By | Category: Allgemein, Rezensionen

Grisham statt Grass – Was lesen die Deutschen lautet der Titel des web.de Artikels.
Hört sich fast nach einem Bild-Titel an.

Sie ist es aber nicht. In Deutschland wird immer weniger gelesen. Nur knapp 30 % nehmen des öfteren ein Buch in die Hand. Meiner Meinung nach ist das dann meistenteils auch nur das Kochbuch, aber egal.

Wenn gelesen wird, dann Ken Follet, Dan Brown oder Rebecca Gable. Laut Artikel: „Seichtes Zeug“. Wirklich?

Gut, ich bin kein Fan von Ken Follet, Rebecca Gable schreibt mir zu langweillig und Dan Brown’s Bücher kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Aber „seicht“? Ich weiß nicht. Wenn man sich das was als „Klassiker“ durchgeht mal durchblättert, oder liest…

„Klassiker sind Bücher die Keiner lesen will, aber jeder gelesen haben muß“ (Zitat von irgendeinem laaange toten Typen, ich glaub nen Schriftsteller)

Ich mag Shakespear, seine Ideen waren gut, aber er schrieb Theaterstücke, keine Weltliteratur. Oscar Wilde, noch ok. Charles Bukowski hatte nen genialen Stil, aber auch ziemlich „derb“.

Goethe, Schiller? Toll! Ein wenig Dichten, ein paar Verse reimen, das ganze aufschreiben und fertig. Da les ich mir lieber eines von Shakespears Drehbüchern durch! Das ist interessanter. Hassencamp? Angefangen und weggestellt.

Hermann Hesse’s „Erzählungen“ habe ich auch in meinem Bücherregal stehen, gelesen ja, kann ich mich daran erinnern um was es geht? Nein! Es passiert mir sehr selten, das mir ein/e Buch/Geschichte so wenig gefällt, das ich sie vergesse. Merkwürdigerweise aber meistens bei den sogenannten „Klassikern“.

Die Autoren, die Geschichten, die Heute „Klassiker“ sind, waren in der Vergangenheit „seicht“ oder wie auch immer ein paar Kritiker das nennen mögen.

Die Autoren, deren Geschichten Heute von Millionen gelesen, und zwar wirklich gelesen und nicht nur als Dekoration mißbraucht werden, die sind es, welche in 50 oder 150 Jahren als Klassiker gelten. Umberto Ecco’s „Name der Rose“, Tom Clancy’s „Jagd auf Roter Oktober“. Schon Klassiker? Ja? Nein? Im Ãœbergang?

Nehmen wir doch mal Günther Grass und seine „Blechtrommel“ oder „Schlafes Bruder“ von hab-ich-vergessen, Beides gelesen und Beide male war ich ganz einfach bodenlos Enttäuscht.
Irgendwelche Kritiker, Doktoren der Germanistik, sonstwer Küren ein Buch, verleihen zumindest in Grass’s Fall den Literaturnobelpreis, und für was? Für die Lese-Alternative zu rezeptpflichtigen Schlafmitteln?

Da ist es doch nur logisch und einleuchtend, wenn „Klassiker“ als Deko und phantasieanregende, interressante Bücher zum Lesen verwendet werden.

Lesen ist Fernsehen im Kopf, und wenn mir das Programm nicht gefällt, dann schalt ich um oder nehm ein anderes Buch her.

Junge, moderne Autoren, für Leser, die mitdenken und mitfiebern möchten. Ich möchte mich auch mit dem Autor/ der Autorin unterhalten können, ohne eine Seance abhalten zu müssen.

Also: Gebt uns kein verstaubtes, tristes, abgegriffenes Hirnfutter aus modriger dritter oder vierter Hand. Gebt uns was RICHTIGES zu lesen.

6 comments
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  1. Kochbuch? Meine Rezepte sind auf meiner HD gesichert 😉 Ich lese ja nichtmal das Telefonbuch…

    Aber eigentlich nur, weil ich goar net lesen kann, aber pssst *g*

  2. O.o

  3. Danke, danke, danke, für diese masssive Werbung 🙂
    *verneig*

    Irgendwer hat mal bei einer Talkshow, wo, glaub ich, Gaby Hauptmann verrissen wurde, gesagt: „Frau Hauptmann braucht keinen Literaturpreis, Frau Hauptmann hat Leser!“
    Ich hab von ihr bisher nix gelesen, aber dieses Statement verdeutlich mal das grundsätzliche Problem, das wir in diesem unseren Land haben: Die dusselige Unterscheidung zwischen E und U und ergo die Unterscheidung in „Literatur“ und, ja, Schund / massentaugliche Bücher / Mainstream.
    Diese Unterscheidung von Ernst (Klassik) und Unterhaltung zieht sich durch alle kulturellen Bereiche und ist einfach unerträglich bescheuert. Ich halte alles für eine Geschmacksfrage und nicht für eine Wertungsfrage. E ist besser als U, ätsch! oder so.
    Du triffst es schon genau, wenn du sagst, die Klassiker stehen im Schrank (bestenfalls) um z udemonstrieren, wie intellektuell man doch ist, die leichtere Kost wird gelesen. Natüerlich gibt es Menschen, die nur klassische Musik hören und ähnlich gelagerte Bücher lesen. Ist völlig okay, aber man sollte aufhören das eine zu verdammen und das andere für besser zu halten.
    Ein Wunschtraum, ich weiß.
    Ich für meinen Teil schreibe, was ich selbst gerne lesen würde. Wer es mag – schön, wer nicht, auch gut.

  4. Achja, wichtig ist, dass ÃœBERHAUPT gelesen wird, v.a. unter den Kindern und Jugendlichen, und da haben leider besonders die Jungs ziemlichen Nachholbedarf.

  5. Oh ja! Mir gehen diese Wir-wissen-besser-als-ihr-was-ihr-wollt-und-was-richtig-ist-Typen auf die Nerven.

    Ach ja:
    Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag Petra.

  6. […] Ebenso halte ich es mit den sog. “Klassikern“. Goethes “Faust” oder wie von Coco vorgeschlagen “Faust II” werde ich NICHT rezensieren. […]

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