eine eher schmerzhafte erinnerung, während meiner zeit an der höheren berufsfachschule, anno 1997:

pulsiv

LUXUS

es war gegen ende der ersten halbzeit (ja, damals waren es noch halbzeiten), und ich war schon wieder kalt von der kurzen auswechslung. nach der ‘timeout’ suchte ich meinen gegenspieler und rammte ihn um.

man muss das tun, damit sie einem auf dem weg zum korb auch mal aus dem weg gehen. weil sie den schmerz nun kennen.

Ich kassierte gelassen mein foul, und ließ ihn liegen. schwäche zeigen is nich!

als das spiel wieder angepfiffen wurde, patzte einer meiner teamkollegen. sein mann war an ihm vorbeigegangen und dribbelte in richtung korb. ich erreichte ihn von der seite und klatschte von oben auf den ball, als er zum lay-up hochstieg. er riss den ball mit beiden händen nach oben, und…

mein erster reflex war, mich gegen die nächste wand zu schmeißen. die blöden filmhelden machten das doch auch so. verdammt. der schmerz wollte nicht nachlassen. ich hielt mir den schlaffen arm und ging langsam in richtung auswechselbank. den fragenden blick des schiedsrichters quittierte ich mit einem kopfschütteln.

ich lag lange hinter der bank und schwitzte wie buddah beim ironman. meine mitspieler lachten mich aus während ich mich vor schmerzen krümmte.

manni, unser cheftrainer, kannte sich mit schmerzen aus. er erzählte uns einst, dass er sich am schließmuskel opperieren ließ. als er in die halle kam, und mich da liegen sah, wusste er was los war. “schulter ausgekugelt?” “ich glaub, ja.”

er fuhr mich im schneckentempo in richtung nothilfezentrum. der alte panzer gab nicht mehr her. vor der notaufnahme trafen wir einen anderen vereinsspieler, der als rettungssanitöter jobbte. er versprach mir und manni, er würde mich anmelden, und so setzte ich mich derweil auf einen stuhl ins wartezimmer.

und so saß ich dann da, in den kurzen hosen und dem trikot, und schwitzte aus jeder pore. ich sah alle möglichen wehwehchen kommen und gehen. angetrunkene. betrunkene. besoffene. nagel im fuß. alkoholiker… für mich waren das alles weicheier! ich saß hier ja immerhin schon 2,5 stunden mit ausgekugelter schulter! moment… 2,5 stunden? ist das eigentlich normal? ich hatte mittlerweile eine pfütze unter meinem sitz erschwitzt, die man als urinat hätte mißdeuten können. ich hatte alle fünf minuten leise vor schmerzen gestöhnt, die zähne gefletscht, die augen verdreht. völlig umsonst!

als der warteraum dann leer war, und ich fast 3 stunden da gesessen hatte, kam eine schwester. “entschuldigen sie… was machen sie eigentlich hier?” …

ich hätte das pummelchen in weiß ja zu gerne erwürgt. aber da nur ein arm so richtig wollte, blieb es bei einem ungläubigen “das is ja wohl nich ihr ernst?!”

mein vereinskumpane (seit damals nie wieder gesehen) hatte mich also doch nicht, wie versprochen, in der notaufnahme angemeldet. deshalb wusste die gute dame auch erstmal überhaupt nicht, was mir fehlte.

sie ließ sich dann aber doch noch davon überzeugen, einen arzt mit der sache zu betrauen. nachdem man sich versichert hatte, dass ich auch wirklich schmerzen hatte (n bisschen am arm rumgezogen u.ä.) verabreichte man mir ne ladung dipi und faustan. und für die fahrt zum röntgen auf dem rollstuhl war ich der glücklichste mensch der welt. der pfleger hinter mir propagierte den weltfrieden (so klang es für mich jedenfalls), und die krankenhauswände und -gänge pulsierten und waberten in leuchtenden farben.

meine frage, ob ich für die rückfahrt noch ne ladung von den spaßmachern haben könnte, blieb leider unbeantwortet. und so saß ich dann vor dem röntgenzimmer und unterhielt mich mit einem volleyballspieler, der sich grad das bein verknackst hatte. er meinte, dass das schlimmste für ihn sei, dass er nicht wüsste, ob sein team gewonnen hätte oder nicht. (wobei mir auffällt… ich weiß bis heute auch nicht, ob wir das spiel noch gewonnen hatte… wir lagen jedenfalls weit vorn)

das röntgen war die hölle! versucht mal, einen ausgekugelten arm im 90°-Winkel ausgestreckt zu halten! DAS GEHT NICHT! liebe ärzte: DAS GEHT NICHT! und wo waren da die drogen? genauso physisch unmöglich wie es war, so tat es auch weh! aber das sollte an diesem tag nicht das schlimmste sein. es sah ja doch ein bisschen doof aus, wenn der oberarmknochen nicht ganz da war, wo er hingehörte. da müsste man also mal was machen. und da lag ich nun wie ein häufchen elend und ließ meine augen sprechen: “mehr dipi! mehr faustan! mehr irgendwas!!” stattdessen hörte ich die zwei ökoärzte tuscheln… “der sieht robust aus, der schafft das.”

ökoarzt 1 zog seine sandalen aus, und rammte mir seine unbesockte ferse in die achselhöhle, wo sich unser beider schweiß zu einem unappetitlichen schmierfilm vermischte. ökoarzt 2 hielt noch kurz ein einweghandtuch dazwischen. als wir beide dann etwas weniger feucht waren, gings los. ökoarzt 1 sagte die worte, die kein patient hören will: “das wird jetzt mal kurz etwas unangenehm…”

was folgte, war eine brutale variante der reposition nach hippokrates. aber ich hielt mich gut. ich sagte kein wort. auch keine wortansätze. (bei meinem nächsten besuch im nhz brüllte einer das ganze haus zusammen bei der gleichen aktion.)

das ist jetzt 8,5 jahre her, und meine schulter ist seit dem noch öfter grund für krankenhausbesuche gewesen. auch die andere, die dank schlecht heilendem kapselriss noch schlechter dran ist…

wenn mir jemand sagt: “hey, hast dir zumindest noch nie was gebrochen!” kann ich nur müde lächeln… ich kugel mir sogar beim duschen die schulter aus… (und auch hier für die leute, die das nur aus filmen kennen: DAS TUT WEH, VERDAMMT! WOCHENLANG!)

ist wie gesagt nur aus der not geboren, und auch schon mal im neubaublog gepostet worden. aber ich denke, nach den regeln vom jbc ist das erlaubt…

mfg

pulsiv

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Ende des 6.JBC ist Mittwoch der 26. Juli 2006, um 12.00 Uhr Mittags.