Abwesenheit verstärkt die Zuneigung
Nov. 27th, 2006 | By Phil | Category: AllgemeinOder „Geh den Familienfesten aus den Weg, wie sie fallen“
Ich mag Familienfeste nicht… das ist vielleicht ein klein wenig untertrieben… ich kann Familienzusammenkünfte auf den Tod nicht ausstehen trifft es da dann doch schon eher. obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, dann würde ich sagen: Ich HASSE Familienfeiern!
Am schlimmsten sind die sogenannten „runden“ Geburtstage. Traditionsgemäß mietet jemand eine Kneipe oder ein paar Räumlichkeiten und bestellt einen Cateringservice. Das Ergebnis sieht dann wie folgt aus:
18.00 Uhr
Ankunft und Gratulationen
18.05 Uhr
Ob des noch nicht eröffneten Buffets wird der erste Unmut laut. Die Verwandschaft hat seit Tagen gehungert, nur um sich bei diesem Anlass die Bäuche voll zu schlagen und dem Geburtstagskind ja keine Chance zu lassen Profit aus diesem Tage zu ziehen.
Da die Chance etwas essbares zu ergattern ziemlich gering und mit einem unverhältnismäßig großem Aufwand belegt ist, hat Phil natürlich schon vorher gegessen. McDoof schmeckt meistens besser und weist weniger Fett und Geschmacksverstärker auf.
18.15 Uhr
Buffet-Eröffnung. Chaos, Schreie, Flüche. Ich nutze die Gelegenheit um mich in die hintersten Ecken zu drücken, in der Hoffnung den nächsten Tag noch zu erleben.
19.00 Uhr
Langsam legt sich der Staub. Vom Buffet sind nur noch Reste übrig. Wenn ich „Reste“ schreibe beziehe ich mich nicht auf Essen, sondern auf die erbarmungswürdigen Ãœberreste des Arrangements. Alles zerstört. Oberflächliche Ähnlichkeiten zu den Grabenkämpfen des 1. Weltkrieges sind rein zufällig.
21.00 Uhr
Alle unter 14 jährigen werden von ihren Eltern ins Bett gebracht.
21.05 Uhr
Ab jetzt ist mit dem Auftreten von Schnappsleichen zu rechnen.
24.00 Uhr
Die anwesenden Gäste haben sich bereits alle zum Narren gemacht. Phil, welcher nüchtern und versteckt blieb, hat alles ausführlichst dokumentiert und komplettiert damit seine bereits vor Jahren angelegten Akten über seine Family, mit dem Zweck einen möglichst großen Anteil am Erbe einzustreichen.
Außerdem, und dies soll keine moralische Rechtfertigung darstellen, haben sie es allesamt nicht anders verdient!
Aber ich hab ein recht probates Mittel gefunden, sich unerwünschten Aufmerksamkeiten und Einladungen zu entziehen:
Angefangen mit ernervierenden Fragen wie: „Warumbin ich doch gleich nochmal mitgekommen?“ bis hin zu: „Boah! du schaust gar nicht aus wie 40!!! Eher 60 oder doch schon verwest!“
Auch die Bemerkung: „Ah! Schön wieder hier zu sein! Das weckt Erinnerungen! Besonders die daran, warum ich mich so lange nicht mehr habe blicken lassen!“
Eine lächelnde Begrüßung der Großtante mit den Worten: „Abwesenheit verstärkt die Zuneigung, deshalb mag ich auch deinen Sohn, den seh‘ ich nur alle 5-6 Jahre“ tut da seine Wirkung.
Man kann gar nicht genug auftrumpfen. Einfach ehrlich, zynisch und sarkastisch sein, und man kommt um alle Feierlichkeiten herum!
Nachtrag:
Nach dem Lesen muss ich eingestehen, dass es nicht ganz soooo schlimm ist und meine Verwandtschaft in kleineren Gruppierungen max. 8-10 Personen bei weitem nicht so übel ist.
[…] hat alles ausführlichst dokumentiert und komplettiert damit seine bereits vor Jahren angelegten Akten über seine Family, […]
Stasibestände? *g*
har har 😉
pssst!
Och, biste jetzt nicht etwas unfair? Sooo schlimm kann es doch gar nicht sein, wenn zu früher Stunde schon mit Schnapsleichen zu rechnen ist. Schlimmer ist es doch, wenn steife Alte mit Zitronengöschle und Galama beieinandersitzen und sich gegenseitig von der letzten Ärztetour (und damit meine ich nicht „DIE ÄRZTE) erzählen.
Hört sich doch nach einem Haufen Spaß an, dein Bericht, wenn man ihn denn zuließe …
Ich bin traumatisiert! Nachdem ich mit ansehen musste wie mein Großvater in einem nicht mehr als angetrunken zu beschreibenden Zustand das tanzbein geschwungen hat… *schüttel* ganz abgesehen von Geburtstagsgästen, welche Geschäftspartner des Geburtstagskindes sind und einfach nur widerlich, arrogant auftreten!
Oha, Quertreiber in der Gesellschaft, die peinlich berührt die Nase rümpfen sind natürlich ein Desaster. Stichwort Fremdschämen. In diesem Fall hätte ich wahrscheinlich auch die Biege gemacht …
Ich begnüge mich mit der Personenbeschreibung:
aalglatte, arrogantes, unhöfliches Arschloch mit hirnloser Wasserstoffblondine
Oh my… Das hat mir den Tag versüsst =) Danke, Phil!
Wenn mein Leiden, wenn mein Bloggen auch nur einem Menschenüber den Tag hilft, dann hat sich alles gelohnt… ^^
wenn man es als Satire liest, ist es wunderbar.
Meine Familie ist weit verstreut und das ist gut so.
Schön geschrieben Phil 😉
[…] gabs eine Wiederholung von “Abwesenheit verstärkt die Zuneigung” Gott sei dank nur im kleinen Maßstab. Nicht mehr als 20 Gäste auf der 41. Geburtstagsfeier […]